René Goscinny / Jean Tabary: Valentin Gesamtausgabe 1 Ein echter Klassiker des Funny-Comics

19. August 2021

Er war in den 60er-Jahren einer der fleißigsten und erfolgreichsten Comic-Autoren der frankobelgischen Szene: René Goscinny entwickelte die Serien »Asterix« und »Lucky Luke« mit, dazu dachte er sich die Geschichten um den Großwesir Isnogud aus. Bei »Isnogud« arbeitete er mit dem Zeichner Jean Tabary zusammen. Fast in Vergessenheit geriet, dass Tabary und Goscinny auch den Vagabunden Valentin erfanden und über ihn Geschichten veröffentlichen.

Im All-Verlag erschien im vergangenen Jahr der erste Band der aus zwei Teilen bestehenden »Valentin«-Gesamtausgabe. Mittlerweile liegt der zweite Band ebenfalls vor – hier soll es aber nur um den ersten gehen. Dieser hat mir nämlich sehr gut gefallen. Man sollte allerdings für die Lektüre ein generelles Vergnügen an den klassischen frankobelgischen Zeichnungen mitbringen.

Valentin ist ein Vagabund: ein junger Mann, der ziellos und friedlich durch die Gegend zieht. Seine Kleidung ist zerrissen, aber nicht schmutzig. Er macht immer einen ordentlichen, wenngleich leicht verwirrten Eindruck; seine Habseligkeiten trägt er in einem Beutel mit sich. Ab und zu arbeitet Valentin ein bisschen, wenn er unbedingt Geld benötigt, ansonsten ist er mit Träumen und Spazierengehen beschäftigt. Dabei stolpert er immer wieder in haarsträubende Begegnungen hinein.

Die ersten »Valentin«-Geschichten verfasste Goscinny, danach schrieb Tabary seine eigenen Texte, und die Geschichten wurden länger. Man muss konstatieren: In der Kürze gefällt mir »Valentin« besser, der schräge Humor bleibt aber auch in der Langstrecke erhalten. Der Humor ist klassisch, fast kindlich, eher harmlos und manchmal unfassbar blöd.

Valentin ist ein netter Typ, der den Menschen gern unter die Arme greift. Dabei kann es ihm passieren, dass er einen flüchtenden Verbrecher unterstützt und in Schwierigkeiten mit der Polizei gerät. Oder dass er einem Affen hilft, der aus einem Versuchslabor entkommen ist, und dadurch in eine groß angelegte Intrige stolpert. Valentin ist hilfsbereit und freundlich, ein wenig verstrahlt und von positivem Wesen. Seine Umwelt ist teilweise bösartig, meist aber unglaublich vertrottelt – gerade auch die Polizei – und nicht so richtig ernstzunehmen.

Klar: Die Pointen sitzen. Sowohl Goscinny als auch Tabary wussten, wie man auf einer Comic-Seite für Lacher sorgen kann; die schnellen Dialoge und skurrilen Situationen bauen logisch aufeinander auf. Das ist oft albern und wird durch die Wiederholung der Gags nicht unbedingt anspruchsvoll – aber es sind immer heitere Geschichten mit klassischem Charakter, bei der die Autoren ihre Figuren nicht schlecht behandeln, sondern sie eben als schlichte Gemüter mit allerlei Fehlern präsentieren.

Das alles setzt Tabary hervorragend um. Seine Figuren entsprechen der Art von Knollennasenmännchen, wie sie in den 50er- und 60er-Jahren im frankobelgischen Raum immer populärer wurden. Wer Tabarys Zeichnungen bei »Isnogud« liebt, wird seinen »Valentin« und die anderen Figuren sofort in sein Herz schließen. Die Hintergründe sind nie zu detailreich, aber immer sauber, die Farbgebung ist dezent.

Schön sind die redaktionellen Ergänzungen, die dieser Band der Gesamtausgabe mitliefert. Das Manuskript der ersten Geschichte sowohl im Original als auch in der Übersetzung ist enthalten. Dazu kommen weitere Hintergründe, die erläutern, wie der Zeichner und der Autor zusammenarbeiteten und wie die Figur entstand.

Die gelungene Gesamtausgabe eines Comic-Klassikers ist 248 Seiten stark und kostet 29,80 Euro. Zu beziehen ist das Hardcover-Album überall im Comicfach- und Buchhandel; die ISBN 978-3-946522-76-8 kann dabei behilflich sein. Versender wie der PERRY RHODAN-OnlineShop können das Buch ebenfalls liefern.

Klaus N. Frick

Valentin Gesamtausgabe 1
Tabary, Jean/Goscinny, René
All Verlag
ISBN/EAN: 9783946522768
29,80 €
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