Simone Weinmann: Die Erinnerung an unbekannte Städte In eine düstere und nahe Zukunft geblickt

11. Februar 2022

Nach einer katastrophalen Entwicklung, über die man anfangs nicht viel erfährt, ist die Menschheit auf ein recht primitives Niveau zurückgefallen. Die Menschen leben in kleinen Dörfern, sie haben sich vereinzelt, und eine übergeordnete Regierung scheint nicht mehr zu existieren. Die Älteren erinnern sich zwar noch an die Zeit vor der Katastrophe, verdrängen sie allerdings so gut wie möglich, während die jungen Leute von einer positiven Zukunft träumen.

So lässt sich die Welt porträtieren, die Simone Weinmann in ihrem Roman »Die Erinnerung an unbekannte Städte« schildert. Er wurde im Spätsommer 2021 im Kunstmann-Verlag veröffentlicht; der Verlag bezeichnet ihn nicht als Science Fiction, aber in diese Genre-Schublade kann man diesen düsteren Blick auf eine nahe Zukunft getrost stecken.

Die Autorin ist eigentlich promovierte Astrophysikerin; mit diesem Roman legt sie ihr Debüt vor, für das sie schon mit einer der Literarischen Auszeichnungen der Stadt Zürich bedacht wurde. Sie stellt zwei Jugendliche ins Zentrum ihrer Geschichte, die in ihrem Dorf an eine bessere Welt glauben.

Diese bessere Welt liegt angeblich in Italien, wo es eine Universität und dergleichen geben soll. Die beiden brechen auf und wollen nach Süden – auf dem Weg dahin treffen sie auf allerlei Gefahren und finden mehr über ihr kleines »Universum« heraus. Es gibt militärische Strukturen, die sich neu aufgebaut haben, auch wenn die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist. Religion ist wichtig, dörfliche Herrscher haben sich etabliert.
Bei ihrem Roman bleibt die Autorin eng an ihren Figuren. Man erfährt nur das, was sie sehen und wahrnehmen, und man muss sich die Welt bei der Lektüre gewissermaßen selbst erschließen. Bis zum Ende bleibt vieles unklar – was aber nicht stört, weil man stets in der Figurensicht ist. Man merkt, dass die Autorin vor allem eine dystopische Darstellung der Zukunft schreiben wollte; ihr ging es nicht um einen umfassenden Science-Fiction-Weltenbau.

Durch ihre Figuren entsteht aber ein glaubhafter und düster Zukunftsblick. Das schafft die Autorin auch durch ihren Stil: Er ist häufig nüchtern, verzichtet auf ausgiebige Beschreibungen und konzentriert sich auf klare Dialoge und kurze Darstellungen der Szenen. Action klassischer Art gibt es so gut wie keine, trotzdem ist die Handlung stets spannend – wegen der engen Bindung, die man als Leser mit den Figuren eingeht. Dass sich am Ende ein Hoffnungsschimmer für die jungen »Helden« eröffnet, ist mir positiv aufgefallen …

»Die Erinnerung an unbekannte Städte« erweist sich als ein gelungener Roman, der durch seinen Stil und seine glaubhaften Charaktere fesselt. Wer Literatur mag, die eine nachvollziehbare und auch düstere Zukunft beschreibt, ist hier an der richtigen Adresse.

Erschienen ist der Roman als Hardcover mit Schutzumschlag; er ist 272 Seiten stark und kostet 24,00 Euro. (Das E-Book gibt es für 18,99 Euro.) Bestellen kann man »Die Erinnerung an unbekannte Städte« überall im Buchhandel; die ISBN 978-3-95614-453-0 kann dabei hilfreich sein.

Wer sich einlesen mag, findet auf der Internet-Seite des Kunstmann-Verlages eine Leseprobe. Es gibt ein interessantes 9783956144530, in dem die Autorin davon erzählt, wie sie ihr Buch geschrieben hat. Schöne Einblicke!

Klaus N. Frick

Die Erinnerung an unbekannte Städte
Weinmann, Simone
Verlag Antje Kunstmann GmbH
ISBN/EAN: 9783956144530
24,00 €
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Die Erinnerung an unbekannte Städte
Weinmann, Simone
VERLAG ANTJE KUNSTMANN
ISBN/EAN: 9783956144707
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