Autogramme und PERRY RHODAN –Teil drei Eine Kolumne von Andy Schmid über ein spannendes Sammlerthema

3. Juli 2023

Der PERRY RHODAN-Band mit der Nummer 3224 erschien am 2. Juni 2023; »Die Hermetischen Archive« wurde von Susan Schwartz geschrieben. Der Roman enthielt einen PERRY RHODAN-Report, in dem sich ein interessanter Artikel von Andy Schmid befand.

Diesen lesenswerten Beitrag des PERRY RHODAN-Sammlers wollen wir auch an dieser Stelle präsentieren. Wegen ihres Umfangs bringen wir die Kolumne in drei Teilen – vorgestern kam der erste, gestern folgte der zweite Teil, und heute schließen wir mit dem dritten Teil ab.

Neues Design für die Karten

1992 entstand ein neues Design für 13 Autogrammkarten des damals aktuellen Autorenteams: Der Schriftzug im oberen Bereich war nun schwarz, der Autorenname stand wie zuvor unter dem Bild rechts, darunter war Platz für das Autogramm. Die Karten von Susan Schwartz und Hubert Haensel, die erst 1993 und 1995 ins Hauptautorenteam eintraten, entstanden wohl etwas später. Vor allem an Haensels Karte erkennt man, dass sie etwas heller ist und eine geringfügig andere Schriftart verwendet als der Rest dieser Reihe.

Johnny Bruck empfand das Porträt auf seiner Karte als unschön und verweigerte stets die Unterschrift darauf. Daher kamen von dieser Karte nur sehr wenige im Umlauf. Ob es eine von Bruck signierte Karte aus diesem Satz gibt, ist fraglich. Es war die letzte Karte des Zeichners, er verstarb 1995. Somit gibt es von Johnny Bruck insgesamt nur vier verschiedene Autogrammkarten.

Ein weiterer Satz von acht Autogrammkarten in neuem Design kam dann 1996 heraus: Das Porträt nahm nur noch etwa drei Viertel des Kartenumfangs in Anspruch. Im unteren Viertel folgte mittig der Name des Autors, links unten ein PERRY RHODAN-Logo und rechts davon Platz fürs Autogramm. Die Porträts dieses Kartensatzes stammen aus der gleichen Fotoserie wie die des Kartensatzes von 1992, unterscheiden sich allerdings in kleinen Details wie Gesichtsausdruck und Haltung des Kopfes.

Dieser Kartensatz war bei den Autoren so unbeliebt, dass er so gut wie gar nicht in Umlauf kam. Horst Hoffmann weigerte sich, seine Karte zu unterzeichnen. Bestenfalls bekam ein Fan seine Karte mit über das Porträt gezeichneter Maske zurück, unterschrieben »Horst Saedelaere«.

Ab 1997 wurde das Design der Autogrammkarten erneut geändert. Erstmals gab es farbige Autogrammkarten, neben Porträt und PERRY RHODAN-Logo auf der Vorderseite wurde nun auch die Funktion der abgebildeten Person genannt (etwa Autor oder Illustrator), und die Abzubildenden durften ihre eigenen Fotomotive einreichen (Susan Schwartz verwendete zum Beispiel ein Foto, das Peter Fleissner von ihr geschossen hatte). Dies war die bereits erwähnte Reihe, deren Karten anfangs auf sehr dünnen Karton gedruckt wurden. Besonderheiten sind die Karten von Reinhard Habeck und Andreas Findig, die statt PERRY RHODAN-Logo ein Mausbiber aus ihrem gemeinsamen Bilderbuch »Lausbiberalarm« ziert. Rainer Castors Porträt ist als einzige Aufnahme in Schwarz-Weiß.

Immer wieder neue Versionen

Zwischen 1997 und 2003 erschienen insgesamt 24 Motive. Ab 2004 wurde das bisher verwendete PERRY RHODAN-Logo analog zum Wechsel auf dem Heftroman 2200 mit dem aktualisierten, breiteren Logo ausgetauscht (noch mit schwarzer Schrift auf rotem Grund). 35 Karten sind diesem Satz zuzuordnen, teils werden die gleichen Abbildungen wie bei den Karten ab 1997 verwendet, manche Autoren haben zwei unterschiedliche Motive. Auf den Karten von Arndt Drechsler und Wim Vandemaan ist das Logo der Miniserie ATLAN-Intrawelt aus dem Jahr 2005 abgebildet. Die Porträts von Michelle Stern und Rainer Castor sind als einzige Schwarz-Weiß.

Die heute aktuelle Version der Autogrammkarten läuft seit dem Januar 2014. Ab hier wird das mit Heft 2733 modernisierte Serien-Logo mit weißer Schrift auf rotem Grund verwendet. Von den bisher erschienenen Karten dieser Reihe gibt es nur von Ben Calvin Hary und Olaf Brill Motive in Schwarz-Weiß. Einige Autoren verwendeten mehrere Motive. Als beispielsweise Brill im Juni 2022 seine erste (farbige) Autogrammkarte bekam, war die erste Auflage schnell aufgebraucht und sollte nachgedruckt werden. Dafür wurde ein aktuelles (schwarz-weißes) Motiv eingesetzt, das kurz zuvor für das Intro des PERRY RHODAN-Reports aufgenommen worden war. Dieser Fall dokumentiert, wie schnell ein Autor in kürzester Zeit ein neues Motiv für seine Autogrammkarte bekommen kann.

Andere Autoren kommen lange Zeit mit demselben Motiv aus. Bei Christian Montillon tragen mittlerweile vier Autogrammkarten das gleiche Motiv – trotzdem gibt es stets eine subtile Änderung: Jedes Mal ist die Farbe des Bildes im Hintergrund eine andere.

Zu den bisher 22 Autogrammkarten der aktuellen Reihe (Tendenz steigend) kommen noch 16 Autogrammkarten der Schwesterserie PERRY RHODAN NEO, die man in zwei Reihen untergliedern kann. Bei der ersten ab 2012 ist der NEO-Schriftzug dunkler, ab 2015 ist er heller. Hier sind die Porträts von Christian Humberg, Dennis Mathiak und Michael H. Buchholz die einzigen in Schwarz-Weiß.

Natürlich gibt es über die offiziellen Autogrammkarten des Verlags hinaus noch eine Vielzahl erwähnenswerter Produkte, die für Sammler von PERRY RHODAN-Autogrammen interessant sind. So gab es Ende der Siebziger- und Mitte der Achtzigerjahre Autogrammkarten von H. G. Francis zu den PERRY RHODAN-Hörspielen von Europa. Ernst Vleck hatte eine Autogrammkarte aus dem Zaubermond-Verlag (Reihe: »Dämonenkiller Dorian Hunter«).

Mancher Fan weitet das Sammelgebiet aus auf die eigenen Autogrammkarten der Europa-Hörspielsprecher, Musiker und PERRY RHODAN-Gastautoren. Und so mancher Fan stellt selbstgemachte Kartenmotive her und lässt sie sich von den Autoren signieren.

Begegnung mit Ernst Vlcek

Autogrammkarten sind aber immer auch eins – eine Momentaufnahme, quasi ein Chronofossil. Wenn sie länger in Umlauf sind, kann es sein, dass der Fan den Autor nicht wiedererkennt. So erging es mir, als ich zum ersten Mal auf einem Fantreffen war – dem WeltCon im Jahr 1991. Als ich am ersten Tag durch die Gänge des Kongresszentrums wanderte, erblickte ich plötzlich etwas abseits Ernst Vlcek.

Ich erkannte den PERRY RHODAN-Autor von seiner Autogrammkarte aus dem Jahr 1984. Er war nun etwas älter, aber das musste er sein! Sollte ich es wagen, ihn anzusprechen und um ein Autogramm in mein Conbuch zu bitten? Eine Zeit lang ging ich hinter ihm her – doch ständig wurde der Autor von Leuten angesprochen oder sah sich selbst einen der zahlreichen Händlerstände an. Irgendwie traute ich mich nicht recht und beschloss, lieber die angekündigte Autogrammstunde am nächsten Tag zu besuchen.

Kurz nach dieser Begegnung wurde der Con offiziell eröffnet. Auf der Bühne im Brahms-Saal kündigte der PERRY RHODAN-Chefredakteur Dr. Florian Marzin unter tosendem Applaus der Fans einen Autor nach dem anderen an. Als Ernst Vlcek drankam, sah ich, dass dieser mittlerweile einen Vollbart hatte! Wer aber war dann der Mann, dem ich knapp fünf Minuten hinterhergestalkt war?

Auch mit neueren PERRY RHODAN-Autoren gibt es ähnliche Erlebnisse: Als Kai Hirdt sich einmal zwischenzeitlich einen Vollbart hatte wachsen lassen, malte er diesen auf seinen Autogrammkarten kurzerhand mit einem schwarzen Marker dazu (siehe Bild).

Autogramme und Autogrammkarten sind nicht nur Devotionalien, sondern auch ein interessantes Sammelgebiet. Alte Karten aus den Siebzigern, Karten verstorbener Autoren und seltene Sätze wie der von 1996 sind bei Sammlern heiß begehrt. Wer auf die Schatzjagd gehen will, wird in Internetauktionshäusern, Antiquariaten oder bei anderen Sammlern fündig. Autogramme aktueller Autoren erhält man meist schon durch einen freundlichen Brief an die Marketingabteilung des Verlags mit frankiertem und an die eigene Anschrift adressierten Rückumschlag.

Die wahre Freude besteht aber natürlich darin, den Autoren auf Cons, Lesungen oder Autogrammstunden persönlich zu begegnen – auch wenn die Zeiten der Voltztrauben längst vorbei sind.

Perry Rhodan 3224: Die Hermetischen Archive
Susan Schwartz
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845362243
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Perry Rhodan 3224: Die Hermetischen Archive
Susan Schwartz
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900008425