Die etwas andere Serie – Teil zwei Ein Werkstattbericht von Rüdiger Schäfer zu Band 289 von PERRY RHODAN NEO

11. Oktober 2022

»Uns muss beiden klar sein«, schrieb Klaus N. Frick knapp zwei Monate später in einer E-Mail zum fertigen Roman, »dass wir dafür Prügel beziehen werden. NEO 289 ist ein turbulenter und unterhaltsamer Roman, der vom Schriftstellerischen her absolut überzeugt. Es muss uns beiden bloß klar sein, dass einige Leser ihn so richtig blöd finden werden … Das nur als Vorwarnung.«

Ich stimmte dem Redakteur zu, und das war auch der Moment, indem ich mich an den Rechner setzte und diesen Werkstattbericht begann. Nicht, um mich für mein Experiment zu rechtfertigen, sondern um einmal grundsätzlich aufzuzeigen, dass die NEO-Serie nach anderen Regeln funktioniert als das Flaggschiff PERRY RHODAN. Dass sie sich gewisse Dinge erlauben und ihre Leser damit im Idealfall überraschen kann.

Wir wollen weder nacherzählen noch kopieren. Wir bedienen uns grundsätzlicher Strukturen und etablierter Personen und Schauplätze. Doch in den nun mehr als zehn Jahren ihres Bestehens hat die Serie PERRY RHODAN NEO sich so weit von ihrem großen Vorbild entfernt, dass sie ein Eigenleben führt. Das Perry- und das Neoversum sind zwei autonome Sphären mit jeweils individuellen Regeln und Prinzipien.

Ich hatte beim Schreiben von NEO 289 einen Heidenspaß – noch mehr, als ich ihn sonst ohnehin habe. Atlan als scharlachroter Ritter, Thomas Rhodan als eine Art Robin Hood, Reginald Bull als leicht reizbarer Macho und liebenswerter Gefährte, der eine kräftige Mahlzeit und eine schöne Frau zu schätzen weiß – das alles funktionierte prächtig. Fast zu prächtig.

In der Mail, mit der ich mein fertiges Manuskript an den Chefredakteur schickte, schrieb ich: »Aus diesem Roman hätte ich gerne zwei gemacht. Leider konnte ich viele meiner Expo-Ideen aufgrund des Platzmangels gar nicht unterbringen. Ich hoffe jetzt mal, dass die Geschichte Dir beim Lesen so viel Spaß macht, wie mir beim Schreiben. Die Reise mit Perry durch das Land Catron war schön und kurzweilig, ist aber kein absolut typischer PR-Roman ...«

Und so fiel der Kriegsherr Tolotos, der fähigste und gefährlichste Kämpfer des bösen Lord Gu, dem Umstand zum Opfer, dass ein NEO-Taschenheft nun einmal nur rund 280.000 Anschläge hat. Icho Tolot hat im großen Finale nur noch einen Kurzauftritt.

Auch Leticron in seiner Rolle als Lecron, dem mächtigen Zauberer, der Lord Gus Horror-Kreaturen in einem geheimen Genlabor heranzüchtet, kam nicht mehr zum Zug. Mit seinem Diener Laska (Alaska Saedelaere) sollte er Perry Rhodan und Reginald Bull zu schaffen machen.

Iratio Hondro als schmieriger Sklavenhändler, der Farouq Rhodan in seinem Angebot führt? Kein Platz. Dao-Lin-H’ay als Attraktion (Freak) in einem Wanderzirkus? Nicht genug Seiten. Aber das war nicht wirklich schlimm. Als Serien- und Exposéautor muss man früh lernen, sich von Ideen und Konzepten zu verabschieden, auch wenn man sie für gelungen hält. Das bringt das Geschäft mit sich.

Ob Klaus mit seiner Prognose recht behält, wird sich in Kürze zeigen. Ich glaube allerdings fest daran, dass uns unsere Leserinnen und Leser Seitensprünge wie Band 289 nicht wirklich übelnehmen. Ich hoffe sogar, dass sie ihnen gefallen. Und wer mit dem Fantasythema nichts anfangen kann, der darf beruhigt sein. In der kommenden Staffel gibt es wieder jede Menge Science Fiction.

Falls es also tatsächlich Prügel setzt, nehme ich sie auf mich. Ich habe einen breiten Rücken. Dafür, dass Klaus uns in solchen Fällen die lange Leine lässt, bin ich immer sehr dankbar und nehme ihm deshalb gerne ein paar Schläge ab …

Rüdiger Schäfer

Perry Rhodan Neo 289: Im Land Catron
Rüdiger Schäfer
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845354897
3,49 €
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Perry Rhodan Neo 289: Im Land Catron
Rüdiger Schäfer
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900008012