Bereits im April 2022 wurde der Roman »Lloyd und das Chaofaktum« von Michael Marcus Thurner veröffentlicht, der die Bandnummer 3164 trug. Als redaktionelle Beilage enthielt er einen PERRY RHODAN-Report, in dem ein Artikel von Christian Montillon zu lesen war. Der Exposéautor erzählte, wie die Arbeit an Gastromanen ablief.
Diesen Beitrag dokumentieren wir an dieser Stelle. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in zwei Teilen: gestern den ersten Teil und heute Teil zwei.
Gut und schlecht?
Und übrigens: Ob man PERRY RHODAN gut kennt oder nicht, macht einen nicht zu einem besseren oder schlechteren Autor oder Menschen, nicht einmal zu einem besseren oder schlechteren Gastautor. Denn beides hat Vorteile: Wer sich gut auskennt, trifft vielleicht den Serienton genauer ... wer aber mehr von außen schaut, kann womöglich einen neuen Aspekt einbringen.
Die exzessive Verwendung von »vielleicht« und »womöglich« zeigt, dass es sowieso jedes Mal anders läuft. Man sucht Gastautoren ja nicht danach aus, ob sie sich perfekt auskennen – dafür gibt es Teamautoren. Andererseits schadet es natürlich nicht, wenn jemand in der Serie zuhause ist.
Das Letztere trifft sicher auf Gastautoren zu, die der Serie immer wieder und enger verbunden sind. Steuert etwa ein Bernd Perplies einen Band zur Erstauflage bei, nachdem er vorher etliche Romane bei PERRY RHODAN NEO geschrieben hat, ist er in der Materie bereits tief drin. Oder Robert Corvus, für den Ähnliches gilt ... und der am Ende so viele Gastromane beigesteuert hatte, dass es nur konsequent war, dass er endlich ins feste Autorenteam gerufen wurde.
Ein persönliches Wort sei mir gegönnt: Mein schönstes Erlebnis mit Gastautoren war die Arbeit an und rund um Exposé 2757, »Das Sorgenkind«. Autorin: Tanja Kinkel. Warum?
Tanja war mir damals natürlich als Erfolgsautorin bekannt, aber ich hatte nie etwas von ihr gelesen. Das tat ich, als wir erste Mails wechselten, und tauchte dann gleich in die Welt ihrer Bücher ein. Seitdem haben wir auch unabhängig von PERRY RHODAN etliche Mails gewechselt, uns mehrfach getroffen, auf Buchmessen, bei Lesungen und in ihrer Heimatstadt Bamberg, wo sie mir und meiner Frau eine Stadtführung gab. Hier ging es um weitaus mehr als darum, ein Exposé zu verfassen; es begann eine Autorenfreundschaft.
Ist das nun irgendwie von allgemeinem Interesse, über ein privates Bonmot hinaus? Nein, könnte man sagen, und das mit »FuR«, also mit Fug und Recht. Andererseits ist es sehr wohl von Bedeutung. Denn unsere Serie war schon immer mehr als nur eine Anhäufung von Romanen, es ging stets auch um eine persönliche Ebene dahinter, bei Schaffenden, Fans, Conventions, Leserbriefen und Stammtischaustausch.
Darum schlage ich nun abschließend eine neue Umschreibung für die Bezeichnung Gastautoren vor: Freunde von PERRY RHODAN in der Welt der Literatur.
Zu Wim Vandemaans Ehrenrettung sei übrigens hinzugefügt, dass seine oben zitierte Antwort an mich tatsächlich so begann, er aber noch ein paar Zeilen hinzufügte. Und die will ich euch nicht vorenthalten; ihm gebührt die Ehre des letzten Worts:
»Nichts.
Für mich ist ein Gastautor wie ein Gast bei Dietmar Schönherr, Torsten Sträter oder Kurt Krömer: Man schaut die Show ja nicht des Gastes wegen, sondern wegen des Gastgebers. Die Serie ist der Star, nicht die Autorin oder der Autor – Gast oder nicht.
Allerdings genießt jeder Gast das traditionelle Gastrecht: Er wird nach Möglichkeit nicht mit ungenießbaren Exposés traktiert, auch nicht mit den verschmähten Resten alter und eingefrorener Exposés. Von Kosten wird der Gast selbstverständlich freigehalten, das heißt: Er muss für seine Mitwirkung keinen Cent zahlen!«
