Mit Arndt in Regensburg Eine Kolumne von Wim Vandemaan zum Tod von Arndt Drechsler-Zakrzewski

14. November 2023

Wir trafen Arndt Drechsler in Regensburg. Ich mag Regen; mit Burgen habe ich früher gespielt; ein vielversprechender Name also. Es war ein heißer Tag; der Himmel unbewölkt, kein Schimmer von Regen.

Arndt führte uns zur besten Eisdiele der Stadt, Riesenbecher, Sahnewolken, und erzählte von seinem Kunstunterricht in der Oberstufe. Der Kunstlehrer drohte ihm mit 5en und 6en, nicht, weil er nicht zeichnen oder malen konnte, das konnte er, sondern weil er auf jedes Blatt zusätzlich und vom Lehrer unerwünscht ein Raumschiff unterbrachte.

Ich stellte mir vor: Dürers betende Hände mit Raumschiff; Schulfassade mit Raumschiff; Selbstportrait des jungen Arndt mit Raumschiff.

Irgendwann gab der Lehrer auf, machte ihm den Weg frei, Abitur und sternwärts.

Wir hörten ihm zu, lachten und löffelten.

Jahre später fuhren wir zum Impericon Festival nach Leipzig, Arndt kam zum Frühstück ins Hotel. Er war umgezogen. Wie mochte es ihm ergangen sein?

Leipzig ist nicht Regensburg; Regensburg ist nicht Leipzig, Kenner wissen zu unterscheiden. Arndt ging es gut: die Leipziger so höflich, selbst an den Kassen im Supermarkt behandelte man ihn wie einen Menschen.

Raumschiffe, sagte Arndt, kann ich erst zeichnen, wenn ich weiß, wie sie funktionieren. Und genau so waren seine Raumschiffe: riesige Maschinen, denen man abnahm, dass sie wirklich dort draußen gewesen waren, an der Schulter des Orion.

Mein erster Roman für die Serie trug ein Titelbild von Arndt und war nahezu raumschiffsfrei: eine technoide Landschaft im Hintergrund, im Vordergrund ein riesenhafter Ertruser, der, sehr behutsam, ein Menschenleben rettet.

Arndt hat mit jedem seiner Bilder die Tür zur Zukunft ein wenig aufgestoßen und uns einen Blick in ein phantastisches Morgen werfen lassen. Aber in den Raumschiffen und oft genug im Bild selbst saßen und standen Menschen im Mittelpunkt, wie es sich für Kunst am Ende ja auch gehört.